Stephan Coester und Prof. Dr. Werner Sauter über die Gründung der WeQ Alliance
Am 1. März 2019 fand in München die Gründungsversammlung der WeQ Alliance statt. Im WeQ Alliance Gründungs-Interview erklären Stephan Coester, geschäftsführender Gesellschafter von KODE GmbH, und Prof. Dr. Werner Sauter, Senior Consultant bei KODE® und Vorstandsmitglied der WeQ Alliance, wie Organisationen den Transformationsprozess von der Economy hin zur Weconomy erfolgreich meistern können.
Herr Coester, was genau ist die WeQ Alliance und welche Vision steckt dahinter? Handelt es sich dabei um einen weiteren Zusammenschluss von Beratern, die ihre Leistungen unter einem neuen Namen verkaufen wollen?
Stefan Coester: WeQ ist aus meiner Sicht einer der bedeutendsten Megatrends, den wir im Moment global wahrnehmen können. Es geht immer stärker weg von der Ich-Bezogenheit, von der Abgetrenntheit, hin zu dem Gedanken, dass man miteinander mehr erreichen kann. Und es geht grundsätzlich weg vom Thema der Konkurrenz hin zur Kollaboration. Das ist der Grundgedanke.
Zu ihrer vollkommen berechtigten Frage zum Beraternetzwerk möchte ich sagen, dass wir genau das nicht sein wollen. Wir wollen nicht irgendwelche altbekannten Beratungsleistungen unter einem neuen Mäntelchen an den Mann bringen. Und genau darin liegt auch die große Herausforderung. Es heißt ja so schön: Walk to talk.
Alle Beteiligten haben sich während des Gründungsprozesses der Genossenschaft, der WeQ Alliance eG, gefunden. Gemeinsam haben wir intensiv herausgearbeitet, wie wir in der Kollaboration neue Werte schaffen können und wie wir Organisationen und die Menschen in Organisationen dabei unterstützen können, dieses neue Paradigma des Wirtschaftens auch wirklich in die Praxis zu tragen.
Herr Prof. Dr. Sauter, warum ist die Werte- und Kompetenzentwicklung die Bildung der Zukunft?
Prof. Dr. Werner Sauter: Die Menschen benötigen in der Zukunft die Fähigkeit mit Herausforderungen umzugehen, die wir heute noch gar nicht kennen. Wir wissen heute nicht wirklich, wie die Arbeitswelt in fünf oder in zehn Jahren aussieht. Die Menschen müssen diese Problemstellungen in der Zukunft mit Tools und Methoden lösen können, die heute noch gar nicht entwickelt sind. Es leuchtet ein, dass bei dieser Herausforderung das bekannte Vorratslernen, das wir gewohnt sind, nicht funktionieren kann. Es bringt mir heute nichts, wenn ich bisheriges Wissen auswendig lerne. Damit kann ich die Probleme der Zukunft nicht lösen. Und da sind wir genau bei der konkreten Herausforderung: Die Menschen brauchen die Fähigkeit solche Problemstellungen selbstorganisiert und kreativ lösen zu können. Genau das bezeichnen wir als Kompetenzen.
Diese Kompetenzen setzen wiederum Werte voraus, die man verinnerlichen muss. Weil wenn ich selbstorganisiert handle, brauche ich Ordner, die mir Orientierung geben, damit ich die richtigen Entscheidungen treffen kann. Denn zukünftig werde ich immer weniger Vorgesetzte fragen können, ob ich etwas tun darf oder nicht, sondern ich muss eigenverantwortlich entscheiden. Deswegen brauchen wir für die zukünftigen Herausforderungen Werte und Kompetenzen.
Arbeiten und Lernen wachsen Ihrer Ansicht nach zusammen. Wie macht sich das schon heute und in der Zukunft im Alltag von Unternehmen bemerkbar?
Prof. Dr. Werner Sauter: Heute macht sich das in dem Sinne bemerkbar, dass die Mitarbeiter natürlich Systeme wie Wikipedia und interne Wissensangebote nutzen, um ihre Problemstellungen am Arbeitsplatz lösen zu können. Heute haben wir aber das Problem, dass wir in einer hybriden Welt leben. Wenn es um Weiterbildung geht, werden Angestellte in Seminare geschickt, wo genau dieses Vorratslernen praktiziert wird. Am Arbeitsplatz versucht dann jeder auf eigenen Wegen eine möglichst gute Lösung zu finden um seine Probleme zu bewältigen.
Wir haben ganz klar die Zielsetzung, das Lernen systematisch in den Prozess der Arbeit einzubinden. Wir wollen erreichen, dass die Menschen einen Ermöglichungs- und Lernrahmen bekommen, in dem sie alles finden, was sie zur Lösung ihrer praktischen Herausforderungen am Arbeitsplatz benötigen. Dadurch erreichen wir nach und nach, dass sich das Lernen am Arbeitsplatz wandelt und die Menschen nicht mehr nur dann lernen, wenn zufällig ein Seminar zum Projektmanagement angeboten wird. Stattdessen nutze ich meinen Ermöglichungsrahmen, wenn ich am Arbeitsplatz die Herausforderung habe ein komplexes, schwieriges Projekt zu organisieren.
Genau das ist unsere Vision des Lernens und des Entwickelns von Mitarbeitern mithilfe der Werte- und Kompetenzentwicklung.
Wie sehen Sie die Akzeptanz von Unternehmen, wenn es um diesen neuen Weg der betrieblichen Bildung geht?
Prof. Dr. Werner Sauter: Die Akzeptanz von Unternehmen ist heute noch sehr unterschiedlich. Wenn man diese Themen in Großunternehmen anspricht, erfährt man in der Regel sehr viel Zustimmung. Dort lautet die Frage eher: Wie machen wir das am besten? Die Frage, ob man das benötigt, wird heute nahezu nicht mehr gestellt.
Wenn man aber in klein- und mittelständischen Unternehmen ist, findet man sehr häufig noch eine eher ablehnende Haltung. Nach dem Motto: Wir haben doch ein sehr gutes und bewährtes Bildungssystem, warum sollten wir hieran etwas ändern? Wenn man in diesen Unternehmen aber mal kritisch nachfragt, woher sie diese Erkenntnis nehmen, dass das betriebliche Bildungssystem sehr gut ist, dann erfährt man im Regelfall, dass die Bewertung von Bildungsleistungen am Ende von Seminaren erfolgt. Und zwar mit Hilfe von Bewertungsbögen, die mehr oder weniger den Erfolg des Trainers als Unterhalter seiner Gruppe messen. Aber weniger den Lernerfolg in der Praxis.
Wir wissen heute, dass nur etwa sieben bis acht Prozent von dem, was man in Seminaren hört, am Arbeitsplatz auch tatsächlich angewendet wird. Eigentlich müsste man die Bewertung eines Seminars frühestens ein halbes Jahr später vornehmen. Wenn man das tun würde, würde man auch zu ganz anderen Ergebnissen bekommen. Wir merken aber, dass sich auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen nach und nach ein Sinneswandel breit macht.
Wenn Sie sagen Arbeiten und Lernen wachsen zusammen, heißt das ja auch, dass am Arbeitsplatz während der Arbeitszeit bestimmte Lernprozesse vollzogen werden müssen. Wie überzeugen Sie diejenigen Unternehmen, die die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter als Privatangelegenheit betrachten oder dafür maximal zwei Tage im Jahr reserviert haben, davon, kostbare Arbeitszeit fürs Lernen zu opfern?
Prof. Dr. Werner Sauter: Diese Einstellung der angesprochenen Unternehmen beruht ja auf der Annahme, dass wir hier einmal den Arbeitsbereich haben, wo produktiv gearbeitet wird, und gesondert davon haben wir den Lernbereich, in dem Wissen, Qualifikationen und vielleicht sogar Kompetenzen aufgebaut werden. Unser Ansatz geht von diesem Bild ganz deutlich weg. Wir führen Arbeiten und Lernen zusammen. Das heißt, lernen ist in den Arbeitsprozess integriert.
Damit wird die Frage, wann ich lerne, überflüssig. Ich lerne immer dann, wenn ich ein Problem am Arbeitsplatz zu lösen habe und mir für die Lösung das bisherige Wissen oder die bisherige Qualifikation nicht ausreicht. Dann baue ich ganz gezielt zur Lösung dieser Problemstellung mein Wissen, meine Qualifikationen und letztlich auch meine Werte und Kompetenzen aus. Damit gibt es diese Trennung nicht und die Frage, wann ich lernen soll, wird obsolet.
An welche Organisationen richten sich die Leistungen der WeQ Alliance? Wen betrachten Sie als Ihre Zielgruppe?
Stephan Coester: Die Zielgruppe der WeQ Alliance definiert sich schon aus unserer Positionierung, unserem Purpose. Zunächst einmal suchen wir Unternehmen die gleichgesinnt sind. Die also auch offen sind für diese große gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung. Unternehmen die aus dem Konkurrenzdenken rausgehen. Aus diesem “ich muss kämpfen und mich gegen andere durchsetzen”. Unternehmen die stattdessen überlegen, wie man gemeinsam deutlich mehr erreichen kann. Diese Organisationen brauchen eine grundsätzliche Offenheit dafür und das Bewusstsein, dass das die neue Wertschöpfung der Zukunft sein wird, wo es über das rein ökonomische Interesse des Einzelnen hinausgeht.
Und dann suchen wir Unternehmen in allen Größen. Ein ganz wichtiger Aspekt der WeQ Alliance sind ja auch die Corporate Learning Journeys, wo sich Unternehmen miteinander auf eine Lernreise begeben und Themen sowie Fragestellungen bearbeiten, die im normalen Business Planning Cycle keine Berücksichtig erfahren. Und so haben wir eine Zielgruppe, die sich viel eher durch die Haltung der Führung (CEOs, Geschäftsführer, Gesellschafter, etc.) dieser Unternehmen auszeichnet, statt über Größe, Branche oder Region.
Jetzt haben Sie von Unternehmen gesprochen. Gibt es noch andere Organisationen, für die die WeQ Alliance in Frage kommt?
Stephan Coester: Wir haben uns im ersten Schritt auf die Unternehmen fokussiert, weil wir da eben auch den größeren Hebel sehen. Die WeQ-Initiative, die ja politisch ist, wird sicherlich auch noch anderer Einflussbereich suchen und sich beispielsweise in der Bildung und Politik stark machen. Aber wir sehen einfach die Unternehmen als Mittelpunkt der Gesellschaft. Um den gesellschaftlichen Wandel zu initiieren, macht es deshalb Sinn bei den Unternehmen anzusetzen.
Sie wollen Organisationen, die weder die personellen noch die finanziellen Möglichkeiten haben, die erforderlichen Entwicklungskonzeptionen aus eigener Kraft zu stemmen, mit der WeQ Alliance Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Welche konkreten Leistungen bieten Sie diesen Unternehmen an?
Prof. Dr. Werner Sauter: Wir verstehen uns grundsätzlich auch selbst als eine Learning Alliance, in der wir verschiedene Experten, Vordenker und Anbieter, beispielsweise von Ermöglichungsrahmen, zusammenführen um ein Paket an Leistungen zu entwickeln, das wir dann den Unternehmen anbieten. Dieses Angebot sollen die Unternehmen gegen eine Flatrate nutzen können ohne selbst große Investitionen tätigen zu müssen. Das Leistungspaket, das wir jetzt in der ersten Phase entwickelt haben, besteht aus fünf Elementen.
Das erste Element ist der sogenannte Position Finder. Hier geht es darum auf Basis von Werte- und Kompetenzmessungen, die wir auf organisationaler Eben durchführen, um auch die Kultur einer Organisation erfassen und bewerten zu können, eine strategische Standortbestimmung vorzunehmen. Wir führen hierzu entsprechende Workshops durch und entwickeln daraus eine Vision und Mission für die Unternehmung im Rahmen der Weconomy.
Der zweite Aspekt, den wir im Leistungspaket gestaltet haben, ist die Collaborative Learning Journey. Hier führen wir ca. zehn bis fünfzehn Unternehmen oder auch andere Organisationen, beispielsweise aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich, zusammen, um dann in dieser Allianz gemeinsam die brennenden Problemstellungen, denen diese Unternehmen alle in mehr oder weniger ähnlicher Form ausgesetzt sind, zu bearbeiten. Unter der Moderation von Experten unseres Netzwerks werden dann gemeinsame Lösungen entwickelt.
Wenn sich eine Unternehmung dafür entschieden hat diese Lösung auch in der eigenen Organisation umzusetzen, dann haben wir das Konzept der sogenannten Personal Learning Journey. Hier entwickeln wir gemeinsam in einem kollaborativen Prozess mit der jeweiligen Unternehmung innovative Lösungen die auf unserem Konzept des Social Blending Learning basieren. Das heißt, wir gestalten ein Lernarrangement, das es den Mitarbeitern und den Führungskräften dieser Unternehmen ermöglicht, schrittweise nach und nach in eine agile Werte- und Kompetenzentwicklung, die durch Selbstorganisation und Eigenverantwortung geprägt ist, zu kommen. Da wir dieses Konzept für unsere Zielgruppe schon einmal entwickelt haben, können wir uns in Zukunft darauf beschränken das Konzept auf die kernspezifischen Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen anzupassen.
Und um das Verständnis für solche Ansätze zu wecken, haben wir noch zwei weitere Produkte. Einmal das Angebot WeQ Speaker. Wir sind ja in einem Netzwerk, unter anderem mit dem Club of Budapest, und können auf eine Vielzahl von Vordenkern und Experten zugreifen, die in Veranstaltungen ihre Erfahrungen und Ideen weitergeben. Und das fünfte Produkt ist der WeQ Summit, der vom 16. bis zum 18. Oktober 2019 in Berlin im Allianz Forum am Brandenburger Tor durchgeführt wird.
In welchem Rahmen finden die KODE® Verfahren beim Leistungspaket der WeQ Alliance Anwendung?
Stephan Coester: Herr Sauter hat ja schon ein bisschen was zum Position Finder gesagt. Sie müssen sich das vorstellen wie in der Navigation. So ist es ja auch bei einem Unternehmen. Wenn ich nicht weiß, wo ich bin oder wo ich hin will, das nicht wirklich präzise beschreiben kann, dann ist kein Weg der richtige. Also was machen wir im Rahmen unserer Corporate Learning Alliances oder unserer individuellen Lernreisen? Wir machen eine Feststellung des Standortes.
Das heißt mit den Werte- und Kompetenzmessverfahren von KODE® sind wir in der Lage den Standort zu bestimmen. Einmal auf organisationaler Ebene: Wie sieht die Werte- und Kompetenzlandschaft einer Organisation als Gesamtes aus? Auf Teamebene: Wie sehen die Werte- und Kompetenzlandschaften der einzelnen Teams aus? Aber auch auf Individualebene: Welche Werte und Kompetenzen sind bei den Individuen einer Organisation vorhanden?
Und das können wir mit unseren Verfahren aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln messen. Wir können einmal sagen, wie ist der Ist-Zustand. Dann ist der Wunschzustand ganz wichtig: Welche Wertekonstrukte wünschen sich Mitarbeiter in einem Unternehmen? Wo möchten sie hin? Und die Frage nach dem Soll, die wir direkt aus der Strategie des Unternehmens ableiten. Und wenn sie dann wissen, hier stehen wir, da möchten wir hin, lassen sich ganz gezielte, individualisierte Entwicklungsreisen aufbauen. Das ist der große Wert unserer Verfahren. Wir geben den Unternehmen eine Sprache um solche Begriffe wie Werte und Kompetenzen überhaupt besprechbar zu machen. Das man sich austauschen und in den Dialog gehen kann und genau beschreiben kann wo wir sind und wo wir hinwollen.
Warum ist es KODE® als Gründungsmitglieder der WeQ Alliance so wichtig den WeQ-Gedanken zu fördern? Und warum ist es Ihnen als Vorstandsmitglied, Herr Prof. Dr. Sauter, wichtig, sich in der Allianz zu engagieren?
Stephan Coester: Wir sind angetreten um Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Was wir im Moment sehen sind enorme Herausforderungen. Wir sprechen von globalen Transformationen. Globalisierung. Digitalisierung. Neue Arten des Arbeitens. Und was das alles bewegt, ist diese hohe Ungewissheit. Was brauchen Menschen in dieser Phase der Ungewissheit? Sie brauchen Werte als Ordner ihres eigenen Handelns. Mit den enorm wachsenden Möglichkeiten werden die Werte immer wichtiger. Wie entscheide ich mich, wenn es nicht drei oder vier Optionen gibt, sondern 30.000 oder 35.000 Optionen. Alles ist möglich.
Die Frage ist also, wie bleibe ich handlungsfähig in dieser Transformation? Wie kann ich in neuen, ungewissen Situationen selbstorganisiert aus mir heraus Lösungen entwickeln? Da sind wir wieder bei den Kompetenzen. Entwicklung und Lernen passiert ja nicht irgendwo in der Isolation. Man entwickelt sich und lernt ja auch am anderen, an seinem Umfeld. Und dann sind wir wieder bei WeQ. Es geht uns einerseits um die Entwicklung der Menschen, aber auch um diese neue Art des Wirtschaftens. Raus aus dem Ich-Bezug, rein in den Wir-Bezug. Damit kann ich mich voll identifizieren. Ich denke das ist einer der stärksten Megatrends, der auch die Qualität der Arbeit ganz nachhaltig verändern wird.
Prof. Dr. Werner Sauter: Ich engagiere mich im Vorstand der WeQ Alliance, weil ich mich eigentlich schon mein gesamtes Berufsleben lang mit dem Thema betriebliche Bildung beschäftigt habe und dabei auch viele Entwicklungsphasen durchlaufen habe. Ich sehe ganz aktuell die Chance, aber auch die Notwendigkeit, einen wirklich radikalen Wandel in der betrieblichen Bildung, im Corporate Learning, zu bewirken. Im Rahmen der WeQ Alliance habe ich jetzt die Chance in einem Netzwerk von Vordenkern, Experten und herausragenden Anbietern von Lern- und Bildungslösungen Konzeptionen zu entwickeln, die richtungsweisenden Charakter haben und diese mit unseren Partnern in die Praxis umzusetzen. In diesem Umfeld sehe ich einfach die Chance aufzuzeigen, wie Bildung in der Zukunft aussehen kann, damit wir den Bedürfnissen der Mitarbeiter und Unternehmen in der Zukunft gerecht werden. Deswegen glaube ich, haben wir hier ein Umfeld geschaffen, in dem es möglich ist tatsächlich diese Vision zu erreichen.
Welche Nachteile entstehen Unternehmen, die sich nicht mit dem Transformationsprozess hin zur Weconomy befassen?
Prof. Dr. Werner Sauter: Wir erleben die Entwicklung zur Digitalisierung häufig als Industrie 4.0. Diese Entwicklung ist geprägt von einem extrem dynamischen, radikalen Wandel der Arbeitsbedingungen und der Herausforderungen, mit denen die Mitarbeiter in den Unternehmen konfrontiert werden. Wenn diese Unternehmen auch zukünftig erfolgreich sein wollen, müssen sie es ihren Mitarbeitern ermöglichen die notwendigen Werte und Kompetenzen aufzubauen.
Sie müssen wegkommen von dem bisherigen Vorratslernen, welches in Hinblick auf diese Herausforderungen nahezu wirkungslos ist. Letztendlich geht es um das Überleben dieser Unternehmen. Nur die Unternehmen werden zukünftig erfolgreich sein, die im kommenden Kompetenzwettbewerb die Mitarbeiter haben, die die passenden Werte und Kompetenzen für die zukünftigen Herausforderungen besitzen. An dieser Entwicklung führt kein Weg vorbei.
Warum glauben Sie beschränkt sich der betriebliche und berufliche Bildungsmarkt nach wie vor fast ausschließlich mit der steifen Wissensvermittlung satt mit der Kompetenzförderung? Wird sich das in Zukunft spürbar ändern?
Prof. Dr. Werner Sauter: Wir müssen sehen, dass wir eine Bildungsindustrie haben, die seit Jahrzehnten mit seminaristischen, vielleicht auch mit E-Learning-Angeboten, ein formelles Bildungsangebot aufgebaut habt, in dem extrem viele Investitionen drinstecken. Diese Bildungsindustrie hat natürlich jetzt ein Interesse daran, das, was sie bisher aufgebaut hat und auch ihre bisherigen Kompetenzen prägt, zukünftig noch weiterführen zu können. Deswegen gibt es hier große Beharrungskräfte. Auch in den Unternehmen selbst findet man viele Personalentwicklungsabteilungen, die nach wie vor auf dem gewohnten Leistungsangeboten, das sie haben, beharren.
Deswegen glaube ich, wird die Veränderung nicht aus den Bildungsanbietern selbst herauskommen, sondern im Regelfall aus den strategischen Veränderungen der Unternehmen eingeleitet werden. Wenn die Unternehmen merken, dass ihre Mitarbeiter nicht mehr die Werte und Kompetenzen besitzen, die die Unternehmen benötigen um auch zukünftig erfolgreich sein zu können, dann wird dieser Veränderungsprozess in Gang kommen. Deswegen wird es ein sehr differenzierter Prozess sein. Es wird Unternehmen geben, die noch jahrelang mit seminaristischen Bildungsangeboten für ihre Mitarbeiter erfolgreich sein können. Aber es wird auch eine wachsende Zahl an Unternehmen und Organisationen geben, die merken, dass sie einen radikalen Wandel ihrer Bildungsangebote benötigen.
Geben Sie uns zum Abschluss noch einen kleinen Ausblick auf den WeQ Summit am 16.-18. Oktober in Berlin. Welche Ziele verfolgt die Leitkonferenz?
Prof. Dr. Werner Sauter: Wir haben uns entschlossen diesen WeQ Summit zu veranstalten, weil wir gespürt haben, dass wir ein Forum brauchen, in dem wir den Experten und Anbieter, aber insbesondere den Organisationen und Unternehmen die Möglichkeit bieten müssen, sich genau zu den Fragen, wie Bildung zukünftig aussehen muss, austauschen zu können. Wir sehen ganz klar den Bedarf solch eines Austauschformates, das nicht durch viele Präsentationen und Keynotes geprägt ist, sondern in dem sich die Teilnehmer eher zu Teilgebern wandeln. Sie sollen das Forum nutzen um ihre eigenen Erfahrungen, Fragestellungen und Bedürfnisse einzubringen und im Austausch mit Experten und Kollegen eigene Lösungsansätze entwickeln zu können, die sie in die eigene Praxis mitnehmen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dieses Interview führte Matthias Koprek für KODE®.
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