Was versteht man eigentlich unter Interventionskompetenz? - KODE®

Was versteht man eigentlich unter Interventionskompetenz?

Wie die Forschungsarbeit zu Beratungskompetenzen für Mediation, Coaching und Supervision gezeigt hat, ist Interventionskompetenz ein bedeutender Erfolgsfaktor. Sie führt zu Beratungshandeln, welches das selbstorganisierte kreative Handeln der Klient*innen ermöglicht, anregt und herausfordert, ohne diese dabei zu bevormunden oder zu überfordern.

Die Erkenntnisse diagnostischer Kompetenz verdichten sich zu Hypothesen. Im Handeln wird stets überprüft, ob das gedankliche Konstrukt zum Anliegen passt und zum angestrebten Mehrwert der Klient*innen beiträgt. Wenn eine Hypothese nicht weiterführt, muss diese restlos verworfen und eine neue gefunden werden. Es geht nicht darum, recht zu haben oder Fehleinschätzungen zu vermeiden, sondern um die Fähigkeit, nichtzutreffende Hypothesen zu erkennen und die Bereitschaft, mit Irrtümern richtig umzugehen. Ob und inwieweit Hypothesen zutreffen oder auch nicht, zeigen Interventionen über ihre Wirkung.

Interventionen der Beratung

Beratungstätigkeit ist Kompetenzentwicklung pur. Das muss die Klient*in selbst leisten und kann nicht fremdvergeben werden. Die Berater*in ermöglicht den Entwicklungsprozess durch ihre Interventionen.

Eine Intervention in der Beratung soll möglichst die Bewertung der lebenspraktischen Herausforderung verändern oder einen stimmigeren Umgang damit bewirken. Gelegentlich werden dabei Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen in Kauf genommen. Ob eine Intervention tatsächlich einen erhofften Erfolg bringt und nachhaltig wirkt, kann immer erst nach ihrer Anwendung sicher festgestellt werden. Bei mehreren möglichen Interventionen ist eine nachvollziehbare Festlegung erforderlich. Dabei sind die zum Zeitpunkt der Entscheidung aktuelle Situationsbeurteilung, die Fachlichkeit, momentane Handlungsmöglichkeiten und zu erwartende Folgen plausibel und redlich gegenüberzustellen. An einer gewählten Intervention darf nicht stur festgehalten werden, wenn der Erfolg erkennbar ausbleibt.

Neben intendierten Interventionen gibt es ungewollte, unbewusste latente Interventionen. Allein die Anwesenheit einer Begleiter*in, ja bereits die Ankündigung, sie werde demnächst kommen, kann verursachen, dass Menschen anders als bisher mit ihren Nöten umgehen. Latente Interventionen können Ursachen für unerwartete Veränderungen, spontane Reaktionen oder auch Stillstand im Prozess sein.

Kompetenzentwicklung ist keine Magie

Die Lösung merkt man am Verschwinden des Problems (nach Wittgenstein, Tractatus, Nr. 6.521). Kompetente professionelle Beratung oder Kompetenzentwicklung sind keine Magie, die etwas wegzaubern. Vielmehr regen sie an,

  • die Veränderungswertigkeit von Situationen oder Zuständen zu reflektieren und
  • die Bewertung eigener Handlungsoptionen vom Schwierigen und nahezu Unmöglichen zum Machbaren und Möglichen zu wandeln.

Dadurch verschwindet das Problem und die Klient*innen merken Lösung, indem sie trotz einer lebenspraktischen Herausforderung (die sie in die Beratung geführt hat) wieder selbstorganisiert kreativ handeln. Die Interventionskompetenz der Berater*in befähigt sie, bei den Klient*innen solche eigenen Prozesse der Kompetenzentwicklung anzuregen. Unsere Forschung konnte empirisch belegen, dass dazu eher personale und sozial-kommunikative Kompetenzen beitragen und weit weniger fachlich-methodische.

Fachbuch “Beratungskompetenzen für Mediation, Coaching und Supervision”

Nur für kurze Zeit: Fachbuch zum Vorzugspreis

Das Buch „Beratungskompetenzen für Mediation, Coaching und Supervision“ erscheint im November 2022 im Waxmann-Verlag. Bis zum 30. November profitieren Sie von einem Subskriptionspreis, der Ihnen den Erwerb für nur 24,00 Euro (statt 29,90 Euro) ermöglicht. Um das Buch zum Vorzugspreis zu erhalten, schicken Sie Ihre formlose Bestellung bitte rechtzeitig an order@waxmann.com.

Das Inhaltsverzeichnis des Buchs können Sie hier einsehen.

Zu den Autor*innen gehören: Karl Kreuser, Karin Sonnleitner, Cristina Lenz, Sascha Ferz, Yvonne Hofstetter Rogger und Thomas Robrecht


Autor

Dr. Karl Kreuser arbeitet als Geschäftsführer eines Instituts für sicheres Führen, sicheres Beraten und sicheres Scheitern. Er ist Trainer und Coach aus Leidenschaft, KODE® und KODE®X Berater sowie Konfliktforscher und Autor zu Themen wie Kompetenz, Führung und Management.

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